Stress zum Jahresende? Wie Teams Konflikte rechtzeitig erkennen und lösen
- Susann Hinz

- vor 5 Tagen
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Aktualisiert: vor 4 Tagen
Die Vorweihnachtszeit ist für viele Teams eine echte Belastungsprobe. Der Jahresabschluss, volle Terminkalender, private Verpflichtungen und hohe Erwartungen verdichten sich in den letzten Wochen des Jahres. Kleine Reibungen, die sonst kaum auffallen, werden plötzlich spürbar: Ein Kollege zieht sich zurück, Entscheidungen verzögern sich, oder aus einer kurzen Bemerkung wird ein unangenehmes Missverständnis.
Ich erinnere mich an ein Team, das ich letztes Jahr in dieser Phase begleitete. Zwei Kolleginnen saßen still mit gesenktem Blick da und sprachen nur das Nötigste. Die Spannung im Raum war deutlich spürbar. Ein klärendes Gespräch zeigte, dass beide Ängste hatten, Missverständnisse aus einem früheren Projekt im aktuellen Trubel anzusprechen. Solche Situationen lassen sich verhindern, wenn Teams lernen, Spannungen früh zu erkennen.
Warum in der Adventszeit Konflikte eskalieren
Es gibt mehrere Faktoren, die Konflikte im Dezember verstärken:
Zeitdruck verzerrt Wahrnehmungen. Im Jahresendspurt werden kleine Signale schnell überinterpretiert. Ein ironischer Tonfall oder ein zurückhaltender Blick können bereits ein Gefühl von Ablehnung erzeugen. Ich beobachte oft, dass genau in dieser Phase Kolleg*innen besonders empfindlich auf jede Kleinigkeit reagieren.
Emotionale Altlasten treten auf. Ungelöste Konflikte aus den vergangenen Monaten sammeln sich an. Ich habe Teams begleitet, in denen eine winzige Unstimmigkeit aus dem Sommer plötzlich die Stimmung kippen ließ. Das ist normal und entscheidend ist, wie man damit umgeht.
Rollen und Erwartungen sind unscharf. Viele arbeiten über ihre eigentlichen Zuständigkeiten hinaus. Wer was wann erledigt, ist nicht klar, Entscheidungen verzögern sich und Frust entsteht. Gerade Führungskräfte merken oft zu spät, dass das Team im Chaos agiert, statt organisiert zu arbeiten.
Wertschätzung wird vernachlässigt. Zwischen Abgabeterminen und hektischen Meetings bleibt wenig Raum, Erfolge zu würdigen. Dabei wirkt Wertschätzung wie ein Puffer gegen Spannungen, der in der Weihnachtszeit häufig wegfällt.
Frühwarnsignale erkennen
Teams, die Spannungen früh wahrnehmen, haben die Chance, diese konstruktiv zu bearbeiten. Typische Anzeichen:
Einzelne ziehen sich zurück oder beteiligen sich kaum.
Ironie, kleine Spitzen oder sarkastische Bemerkungen nehmen zu.
Aufgaben oder Absprachen werden verzögert oder nicht eingehalten.
Missverständnisse häufen sich.
Das Team arbeitet nebeneinander statt miteinander.
Ich erlebe häufig, dass Teams diese Signale ignorieren, weil sie denken: „Ach, das ist jetzt nur die stressige Zeit.“ Doch genau diese Haltung verschärft die Situation.
3 Ansätze, um Konflikte rechtzeitig zu entschärfen
1. Bewusst innehalten
Ein kurzes wöchentliches Check-in von 10–15 Minuten kann Wunder wirken: Jeder sagt kurz, wie es ihm geht, was gut läuft und wo es hakt. Oft kommen Dinge auf den Tisch, die sonst wochenlang unterdrückt wurden. Alle spüren sofort, dass sie als ein Team aufeinander achten.
2. Klare Kommunikation
Benennen Sie wertfreie Beobachtungen: „Mir ist aufgefallen, dass letzte Woche unterschiedliche Informationen angekommen sind.“ oder Nachfragen: „Wie siehst du das?“ Vermeiden Sie Schuldzuweisungen und entwickeln Sie gemeinsam Lösungen. So können Spannungen entschärft werden, bevor diese eskalieren.
3. Verantwortung sichtbar machen
Rollen und Zuständigkeiten müssen klar benannt, Entscheidungen nachvollziehbar getroffen und Absprachen dokumentiert werden. Ich erinnere mich an ein Team, das plötzlich wieder handlungsfähig wurde, nachdem klar war: Wer prüft final die Zahlen, wer kommuniziert mit den Kunden, wer übernimmt welche Abschlussaufgabe. Alle wussten wieder, woran sie sind, und mit der Klarheit verschwand der Frust.
kleine Rituale als Stabilitätsanker
Gerade in der Weihnachtszeit lohnen sich kleine, wiederkehrende Gesten, die das Miteinander stabilisieren:
Dankesrunden oder Wertschätzungsrituale am Ende der Woche.
Reflexion über gemeinsame Erfolge, bevor ein neues Projekt startet.
Transparente Kommunikation von Deadlines und Prioritäten, damit jeder weiß, woran er ist.
Solche einfachen Rituale wirken oft stärker als komplizierte Maßnahmen. Sie geben Orientierung, reduzieren Unsicherheit und verhindern, dass Spannungen unbemerkt wachsen.
Teamphasen im Blick behalten
Jedes Team durchläuft Phasen von Forming, Storming, Norming bis Performing. Gerade in hektischen Zeiten wie im Dezember kann die Storming-Phase wieder auftauchen, indem alte Konflikte hochkommen oder Reibungen deutlicher zutage treten. Wer diese Dynamik kennt, erkennt Spannungen frühzeitig und kann bewusst in Richtung einer konstruktiveren Zusammenarbeit steuern. Ich begleite Teams dabei, diese Phasen bewusst zu reflektieren und das Miteinander im Team aktiv zu stabilisieren.
Fazit
Konflikte im Dezember sind normal, das Aussitzen ist der Fehler. Teams, die Spannungen früh erkennen, offen ansprechen und Verantwortung übernehmen, starten ins neue Jahr mit Klarheit, Energie und gestärktem Zusammenhalt. Wer aufmerksam bleibt, alte Muster reflektiert und ggf. durchbricht, legt die Grundlage für ein gesundes, leistungsfähiges Team.
Wenn Teams in solchen Phasen Unterstützung brauchen, sei es in der Teamentwicklung, Konfliktklärung oder Supervision, stehe ich als erfahrene Beraterin und Coach praxisnah, strukturiert und genau dort zur Seite, wo es herausfordernd wird. So bleiben Teams handlungsfähig, meistern Krisen und entdecken neue Optionen für ihre Zusammenarbeit.




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